Wie jeder in meinem Umfeld weiß, bin ich seit Jahren Fan von Ayn Rand und halte sie in Deutschland – gerade von der Frauenbewegung – für gnadenlos unterschätzt.
Hier also der Versuch einer Besprechung von „Atlas Shrugged“.
Mir liegt die „Penguin“-Ausgabe vor, „SIGNET“, „100 Centennial Edition“, USA, September 1996, 20. Auflage, 8,99 US-$, ursprünglich 1957, ISBN 0-451-19114-5
Das Paperback-Buch ist unspektakulär, ein blauer Atlas auf der Vorderseite – man erkennt ihn aber nur, wenn man etwas Hintergrundwissen hat.
Inhaltsverzeichnis:
- Introduction (bx Leonard Peikoff), S. 1
- Part One – Non-Contradiction
- I THE THEME, S. 11
- II THE CHAIN, S. 33
I THE THEME, S. 11
„Who is John Galt?“
Damit beginnt das Buch. Damit kann der Leser noch nichts anfangen zu dem Zeitpunkt – aber im Verlauf des Buches wird klar, dies wird immer gefragt, wenn eine Frage gestellt wurde, auf die keine Antwort bekannt ist.
Es gibt einen allwissenden Erzähler.
Weiter geht es mit „The light was ebbing, and Eddie Willers could not distinguish the bum’s face“.
Hier wird also gleich eine zentrale Figur eingeführt. Wie man weiter erfährt, geht es um Eisenbahnen und eine Eisenbahnfirma, „Taggart Transcontinental“.
Es wird eine weibliche Figur eingeführt, die Vize-Präsidentin, sie fährt mit dem schnellsten Zug der Firma, dem „Taggart Comet“, durch die Nacht. Nach einem Halt wacht sie auf und auch dem Zugpersonal wird – wie dem Leser – klar, daß sie eigentlich inkognito gefahren ist. Sie gibt Anweisung zur Weiterfahrt, das rote Signal soll ignoriert werden, und nimmt es auf ihre Kappe (S. 24).
Mit „* *“ werden einzelne Abschnitte unterteilt, der erste Kapitel spielt an verschiedenen Standorten. Es wird noch ein Streit geschildert zwischen ihrem Bruder und Eddie Willers, es gibt Probleme mit der „Santa Fe“-Linie.
Daraufhin kommt sie ins Spiel und setzt durch, daß der Schienenproduzent, der seit 11 Monaten nicht liefern kann, durch einen anderen ersetzt wird.
Es geht auch um Öl.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Zeit merkt man sofort: Das Buch hat eine gewisse Zeitlosigkeit. Auch jetzt geht es um Öl, um Transport, um Frauen in Führungspositionen und um die schäbige Behandlung von Frauen, sie muß sich anhören „You don’t now about railroads, lady“ (S. 22), „said a passenger“.
Das Buch liest sich flüssig, aber man stutzt z.B. bei „Eddie Willers looked at a map on the wall of the office. The map’s colors had faded under the glass – he wondered dimly how many Taggart presidents had sat before it and for how many years. The Taggart Transcontinental Railroad, the network of red lines slashing the faded body of the country from New York to San Francisco, looked like a system of blood vessels.“ – jedem ist klar, daß sich die Routen und Schienenwege ständig verändern und diese Landkarte periodisch erneuert werden muß. Zum Verbleichen ist hier keine Zeit. Es sind mehrere dieser kleinen Ungenauigkeiten, die einen stutzen lassen, aber wer weiß, vielleicht ist es Absicht der Autorin.
Das Buch ist dick, 1079 Seiten.
Sie sagt „I’m running a railroad.“ (S. 29) und setzt sich im Streit mit ihrem Bruder durch – sie stellt ihn letztlich vor vollendete Tatsachen, hat die Schienen bei „Rearden Metal“ bereits bestellt und den bisherigen Vertrag mit „Associated Steel“ gekündigt, „yesterday“ (S. 26) und übernimmt auch hier die Verantwortung (S. 29) – „Are you taking the responsibility for it?“ – „I am“.
Weil es nicht läuft in Santa Fe, möchte sie einem Mitarbeiter, der sich hervorgetan hat, den Posten“Superintendent of the Ohio Division“ anbieten. Aber er lehnt ab – er hat schon vorher gesagt, er würde kündigen. Sie konnte ihn nicht überzeugen. Sie konnte auch nicht seine Beweggründe herausfinden, obwohl sie alles versucht und ihm viele Fragen stellt, fast wie ein Verhör.
„Who is John Galt?“ – damit endet auch das erste Kapitel.
Stark gemacht.
II THE CHAIN, S. 33