Der Zug war von London nach Edinburgh war pünktlich, eine Minute Verspätung.
Der erste Eindruck ist sofort: Auffällig viele Menschen sind unterwegs, wahre Prozessionen, fast eine Völkerwanderung.
Ein Bus nach dem anderen – unglaublich viele Buslinien in einer recht dichten Taktung.
Aber auch: Die Stadt ist nicht so reich. Die Straßen haben teilweise recht tiefe Schlaglöcher, einige Gullys sind locker oder ziemlich in der Straße versunken. Mitten auf dem Gehweg schlief ein wohl Betrunkener – alle nahmen keine Notiz.
Es gibt viele Hinterhöfe. Die Häuser sind nicht so gepflegt wie in London.
Ich weiß nicht, ob man von einer Krise sprechen kann. Aber in einer kleinen Straße waren vier Wohnungen „to let“ oder „to lease“.
Viele Geschäfte standen leer.
Das Straßenbild: Es gibt kaum Radfahrer. Es gibt auch kaum Radwege. In München gibt es viele Radwege, seit etwa 15 Jahren stockt in München der Ausbau der Radwege und einige wurden sogar zurückgebaut. Trotzdem ist die Situation für Radfahrer viel besser als in Schottland.
Es gibt auffällig wenige Hunde. Aber sehr viele Vögel, vor allem Möwen.
Die Menschen sind ausgesprochen freundlich. Bei dem Einkauf eines Balles sagte die Kassiererin „this looks cool“, als sie ihn zum Kassieren ansah und nach dem Zahlen zum Abschied „Have fun“.
Es sind auffällig viele Jugendliche unterwegs. Und auffällig wenig Kinder im Grundschulalter. Fast gar keine Kinder im Kinderwagen.
Auch sehr auffällig: Das Straßenbild ist deutlich weniger einheitlich, um es halbwegs neutral zu formulieren. Es sind mehrere Restaurants zu sehen mit Spezialitäten aus einem anderen Kulturraum.
Es wird eine Frage der Zeit sein, bis auch hier die Realität nicht mehr weiter geleugnet werden kann.
Aus sozialökonomischer Perspektive würde ich – ohne die Zahlen zu kennen – zwei Hypothesen aufstellen. nur von der Beobachtung der empirischen Realität, wie sie sich einem aufmerksamen Beobachter darstellt:
- eine wohl recht niedrige native Geburtenrate
- eine Überforderung der Finanzkraft der Gemeinde oder der Träger durch wohltätige Ausgaben
Die Fahrt mit dem Miet-Kraftfahrzeug (Hybrid) nach Dumferline verlief relativ ereignislos.
Die Straßen sind nicht in einem besonders guten Zustand.
In Dumferline gibt es eine schöne Bowling-Halle mit vielen Videospielen, eine Art Amusement-Halle. Absolut und sehr zu empfehlen, sie heißt „Hollywood“. Es ist eine Art Unterhaltungs-Bereich von „Fife“ (wohl dem „County“), auch eine schöne Minigolf-Anlage.
Die Fahrt nach Inverness fand im Dauerregen statt. Es gab ab und zu Hinweisschilder mit „Yellow Warning – Heavy rain“, aber die Straßen sind dafür ausgelegt. Die Schotten fahren defensiver als in Deutschland. Es gibt leider auch Drängler und Raser, aber es hält sich im Rahmen. Überholen an unübersichtlichen Stellen habe ich bisher nicht erlebt. In den Städten sind 20 Meilen Höchstgeschwindigkeit fast überall vorgeschrieben – was ich in Deutschland seit etwa 10 Jahren für überfällig halte und es ist völlig klar: Das wird früher oder später kommen. Ich frage mich dann immer, warum Dinge, die früher oder später kommen müssen, wirklich bis zum allerletzten Drücker in Deutschland hinausgezögert werden müssen.
Auch die Haltebereiche für Radfahrer, die in München erst in den letzten Jahren rot markiert werden: Hier sind sie teilweise schon so abgegriffen, daß klar ist: Die muß es schon Jahre geben.
Auffällig ist auch: Viel weniger „Schilderwald“ als in Deutschland. Es gibt aber Ampeln, die ich nicht kannte. Rot / Gelb / Grün / Pfeil – ganz unten ein Pfeil, wenn der „grün“ ist und „geradeaus“, darf man trotz roter Ampel geradeaus fahren. Gefährliche Stellen, z.B. sehr enge Brücken oder Kurven, werden durch Ampeln auf beiden Seiten abgesichert.
Schön ist auch, wenn der Starkregen nachläßt. Dann hat man eine etwas weitere Sicht und sieht schön den Nebel. Ein weiterer Vorteil: Es gibt keine Mücken. Aber Fliegen – recht große und tieffliegende.
In Inverness selbst sehr viele Touristen auf den Gehwegen – und absolut keine Parkplätze. Ein Supermarkt-Parkplatz war die Rettung, maximal zwei Stunden, sonst 70 Pfund Strafe.
Dann an sich recht gut gegessen in einer Punkmusik-Gastro, aber keinen Platz beim Fenster – trotz Nachfrage. Und obwohl dort Tische frei blieben. Hier also kein Pluspunkt.
Über die Brücke auf die Isle of Skye – teilweise waren atemberaubende Schlaglöcher auf den Straßen. Es wird teilweise sehr schnell gefahren, einige kommen einem auch auf dem Mittelstreifen entgegen.
Im Dauerregen hin und einen Tag Daueregen. Das Schloß „MacLeod“ trotzdem eine Reise wert.
Bei „Fort William“ eine wirklich auffällig autogerechte Stadt.
Fast jeden Tag werde ich angesprochen, was in Deutschland „los sei“. Ein Australier fand recht klare Worte. Ich weiß oft nicht, was ich sagen sollte. In meinen Augen gibt es dazu zwei wichtige Dimensionen:
- die Empirielosigkeit der deutschen Soziologie seit etwa 20 Jahren
- Das Wegfallen der ökonomischen Komponente der deutschen Soziologie seit etwa 60 Jahren
Somit votiere ich für „mehr harte Daten“ und eine Zusammenschau in einer „Neuen Sozialökonomie“.
Moralische Fragen und ethische Fragen werden zu ökonomischen Fragen. Es fehlt mir schon seit langem eine konkrete Auflistung und Vorstellung, was die Zuwanderung eigentlich „kostet“. Was durch diese Kosten für Folgemaßnahmen ausgelöst werden. Die ökonomische Unbildung breiter Schichten ist in meinen Augen atemberaubend.
Noch kurz zu dem Fahrzeug: Beim Losfahren heute kam ein seltsames Geräusch von rechts vorne, erst dachte ich, die Lüftung, dann dachte ich die Bremse, dann dachte ich der Motor – es wurde aber bei steigender Geschwindigkeit immer lauter und „schleifender“ und so kam
- der Pannendienst und fand einen kleinen Kieselstein wohl zwischen Bremsscheibe und Bremszange. Warum es gestern beim Abstellen noch nicht war und heute beim Losfahren schon, blieb unklar. Er meinte aber, dies käme häufiger vor.
Daneben hatte das Fahrzeug noch weitere Probleme:
- das „Kaffeetassen-Problem“: Bei längerer Fahrt kommt ein Warnton – kontinuierlich – mit einem Kaffeetassen-Symbol. Man hört dann auch den Blinker nicht mehr, was ich für ein Sicherheitsrisiko halte und in dieser Form – hätte ich es begutachten müssen, nicht zugelassen hätte. Aber gut. Es hilft: Anhalten, Ausschalten, Einschalten.
- das „Umluft-Problem“: Manchmal ist die Umluft aktiv, besonders häufig nach dem Einschalten. Aber nur ab und zu. Man merkt es nach einer Weile an der schlechten Luft. Das Fahrzeug merkt sich definitiv nicht den zuletzt eingestellten Status.
- Das „100“-Problem: Die Anzeige der maximalen Geschwindigkeit ist oft falsch, aber ab und zu auf „100“. Was meines Wissens in UK gar nicht erlaubt ist.
- Das „Abschließen“-Problem: Manchmal läßt sich das Fahrzeug nicht abschließen, sondern hupt kurz. Auch wenn man prüft: Alle türen sind zu, Heckklappe auch – es geht nicht. Was hilft: Von innen abschließen mit dem Funkschlüssel – dann aussteigen.
- Das „Spurhalte-Problem“: Einmal kam es vor, daß das Fahrzeug die Spur nicht korrekt erkannte und das Fahrzeug Richtung Bankett gelenkt hatte. Ich mußte stark gegenlenken, damit das Fahrzeug noch auf der Straße blieb.
- Das „Motor-Hochdreh-Problem“: Nach gut zwei tagen trat auf einmal folgendes Phänomen auf: Bei Bergauf-Fahrt mit etwa 30 mph drehte der Verbrennermotor bis auf 4000 Umdrehungen hoch. Es war auch kaum mehr Zug vorhanden. Was hilft: Vom Gas gehen, bis er auf 0 geht, dann wieder auf das Gas gehen. Ein seltsamer Fehler und ich denke, hier ist entweder ein Sensor defekt, die Kupplung, der Generator oder ein Programmierfehler.
- Die „Anlaß-Blockierung“: Wenn man beim Starten des Fahrzeugs und dem Einstellen der Fahrstufe nicht auf der Bremse steht, läßt sich das nicht heilen. Beim „normalen“ Automatik-Fahrzeug läßt sich die Fahrstufe einstellen, wenn man dann auf die Bremse geht. Hier muß man „Start/Stopp“ drücken und das Fahrzeug aus- und wieder einschalten.
Die Fahrt Richtung Edinbourgh ist atemberaubend von der Landschaft her: Schroffe Felsen, Wiesen mit verteilten Steinen, Mooren, Marschland, langes Gras, Wasserfälle. Sehr dünn besiedelt.
Noch kurz zur Fahrweise: Es gibt – wie überall – einige, die drängeln, obwohl man exakt die zulässige Höchstgeschwindigkeit fährt. Es wird auch ab und zu im Harakiri-Stil überholt. Das gibt es wohl leider überall.
Auffällig ist auch, daß sehr wenige ältere oder alte Fahrzeuge unterwegs sind.
Man sieht auch kaum einen Tesla.
Auffällig viele BMW, Skoda, Mercedes, Audi, VW – vor allem in England. Nach meinem Eindruck können sich die deutschen Fahrzeughersteller hier nicht beschweren, es wundert mich, daß man darüber nicht mehr liest – ganz offensichtlich ein sehr guter Absatzmarkt (mehr als in Paris).
Mit dem Flugzeug nach München zurückgeflogen. Gleich die erste Rolltreppe funktionierte nicht – oder war nicht eingeschaltet. Ebenso eine weitere im Flughafengebäude. Das wäre mir früher nicht aufgefallen, es war eigentlich immer alles top am Münchner Flughafen, evtl. gib es hier Probleme bei der Haustechnik.