Das Einzelheft kostet inzwischen 6,90 Euro.

Dieser Artikel wurde bisher nicht bezuschußt. Er wurde ohne KI verfaßt. Es ist nicht erlaubt ohne Lizenz (die mit Kosten verbunden ist) diesen Artikel irgendwie wirtschaftlich zu verwerten, z.B. bei einer KI zu verwenden.

Im folgenden also eine sozialökonomische Analyse. Ich war immer ein Gegner der Trennung in Soziologie und Ökonomie. Eine Betrachtung und gesellschaftswissenschaftliche Analyse darf nicht außer acht lassen, daß eine Herstellung etwas kostet und sich letztlich ökonomisch tragen muß.

Das Heft ist etwas dünner als die Hefte vor einigen Jahren, aber nicht auffällig dünn.

Der Titel lautet „Wie mächtig ist die KI? Verheißungen und Gefahren der Superintelligenz“. Auf dem Titelblatt werden drei weitere Artikel benannt:

  • Jens Spahn – Das geheimnisvolle Spendendinner
  • Wölfe – Wird die Jagd bald beginnen
  • Boris Becker – „Die schlimmsten drei Tage meines Lebens“.

Auffällig ist: Es gibt nur sehr wenige bezahlte Anzeigen. Gehen wir das Heft von vorne bis hinten durch:

  • Seite 1 Rückseite: Eine „Spiegel“-interne Anzeige mit einem Abonnementangebot
  • Seite 2, „Hausmitteilung“, am rechten Rand auch eine „Spiegel“-interne Anzeige mit „4 Wochen kostenlos testen.“
  • Seite 7: Ganzseitige Anzeige, „Das neue Google Pixel 10 Pro“, wohl in der Kooperation mit der Telekom, jedenfalls ist links unten das „T-Online“-Logo.
  • Dann der Haupttitel, sehr große Illustrationen, die viel Raum einnehmen und etwas verpixelt sind. Mir wurde die zugrunde liegende Idee nicht klar oder die tiefergründige Aussage, auch die monochrome Farbwahl ist auffällig aber unklar in der Aussage.
  • Seite 23, wieder eine „Spiegel“-interne Anzeige, „Ihre Empfehlung wird belohnt“, für einen neuen Leser erhält man eine Prämie von 150 Euro.
  • Seite 30 bis 36 ein Artikel über Wölfe, mit einem „reißerischen“ Aufmacherbild. Ich frage mich seit Jahren welche Art von Sozialromantik dazu geführt hat, das Leben von vielen Schafen „in Kauf zu nehmen“, damit einige Wölfe wieder hier angesiedelt wurden. Da ist in meinen Augen etwas ganz großes schief gelaufen, illustriert aber sehr hilfreich, daß die Mehrheit einer Gesellschaft Tötungen sogar von Wirbeltieren hinnimmt, um bestimmte (ideologische) Ziele zu verfolgen.
  • Seite 43, eine Drittelseite – somit eine Spalte -, Werbung vom „Spiegel Buchverlag“, „Eine Zeitreise ins Land am Nil“, „Penguin Verlag“ („Das alte Ägypten“), 240 Seiten, 14 Euro.
  • Seite 51, ein Artikel über die Rente, es wird hier wieder einmal völlig klar, warum über 70 % in Deutschland in meinen Augen die Dimension der Rentenproblematik nach wie vor nicht im Ansatz erkannt haben.
  • Seite 54, „Eine Krise namens Trump“, mit dem Untertitel „Der Präsident hat den USA ein Jobwunder versprochen, doch den Landwirten fehlen die Gastarbeiter, die Industrie ist verunsichert, und die Techkonzerne ersetzen hoch bezahlte Spezialisten durch KI“. Auch wieder ein Artikel, der schön illustriert, wie weit inzwischen von der Realität sich die Mitarbeiter des „Spiegel“ entfernt haben – auch die Chefredaktion. Ein derartiger Artikel darf einfach nicht durchrutschen. Es wird so auch verständlich, warum die Mehrheit in Deutschland nach wie vor nicht nachvollziehen kann, warum Donald Trump überhaupt gewählt worden war. In meinen Augen sollte völlig klar sein, daß die US-Arbeitsmarktzahlen, die in der Ära „Joe Biden“ statistisch publiziert werden, so nicht stimmen konnten. Der „Dr. Hinner Korrekturfaktor“ ist hier inzwischen bei 1,9. Ähnlich dürfte es in Deutschland sein. Ich prophezeie seit langem, daß in Deutschland die Arbeitslosigkeit und die Verarmung der Mittelschicht – was nicht ewig durch eine ständige Verschuldung aufgefangen werden kann – zu dem Thema Nummer 1 werden wird. Aber „Sondervermögen“ wird weiterhin ohne Erläuterung aufgeschrieben, es fehlen einfach in meinen Augen absolut basale volkswirtschaftliche Grundkenntnisse in der Deutschen Journaille – und das nicht erst seit gestern. Man kann über Donald Trump denken und schreiben wie man will, aber die hohe Verschuldung (in vielen Bereichen, auch Studentenkredite und Kredit- und Leasingraten von Kfz) zwingt ihn zum Handeln – nicht nur in der Abschaffung des „Penny“, der früher oder später auch aus dem Umlauf aussortiert worden wäre. Es fehlt leider auch bei vielen an historischen Kenntnissen zur Münzgeschichte. Das Diagramm „Reales Wirtschaftswachstum in den USA“ mit 6,1 % im Jahr 2021 kann ich nicht nachvollziehen (Seite 56).
  • Seite 68/69: Wieder „Spiegel“-interne Werbung, eine Doppelseite sogar, „Spiegel“ als Printausgabe oder mit „Digital“.
  • Seite 79, rechts, Halbseite unten, Werbung von „Amazon“ („Über 50 % der Bestellungen mit weniger Verpackung geliefert, zum Beispiel in Papiertüten.“. Der Claim wird auch ohne „werden“ geliefert, von mir aus.
  • Seite 84, zweispaltig, links, wieder „Spiegel“-intern, mit „Spiegel TV Programm“.
  • Seite 107, die ganze Seite, „Schenken Sie Lesefreude“, immerhin mit großem „S“, „abo.spiegel.de/geschenk“.
  • Seite 114, zwei Spalten links, „Spiegel Bestseller“
  • Seite 123, letzte Seite, ganze Seite Werbung der „Sparkasse“, „Die Märkte ändern sich. Ihr Unternehmen bleibt stark.“. Offenbar setzt die „Sparkasse“ jetzt auf Unternehmenskunden. Ich kann nur beisteuern, daß in meiner Umgebung zwei Filialen geschlossen haben – eine war sogar in einem Gebäude, daß der Stadtsparkasse gehörte.
  • Seite 124, Rückseite des Heftes, die ganze Seite Werbung von 1&1.

Außerdem habe ich zwei Rechtschreibfehler gefunden, was mir im „Spiegel“ äußerst selten gelingt:

  • „Manche modernen Gebäude verfügen sogar über Stoßdämpfer im Fundament“
  • „[…] sondern meist niedrige Häuser aus Lehmziegeln und Holz.“

Interessanterweise hält „grok.com“ den ersten Satz für grammatikalisch korrekt. Den zweiten auch. Nach meinem Sprachgefühl sind beide falsch. Es muß „moderne“ und „Lehmziegel“ heißen, Rechtschreibreform hin oder her. Das spricht in meinen Augen dafür, daß der Spiegel die Rechtschreibung durch KI prüfen läßt. Aber ich lasse mich auch gerne vom Gegenteil überzeugen, ich kann auch falsch liegen, der Zweifel muß immer an erster Stelle stehen. Noch ein Wort zur Rechtschreibreform: Ich habe immer gesagt, daß dies der Beginn eines Irrweges ist. Und ich habe immer gesagt, es wird damit enden, daß – wie in den USA – die Druckschrift die Schreibschrift ablösen wird. Diese Propehezeiung scheint in Bayern nun eingetreten zu sein: Die Schreibschrift wird offenbar abgeschafft. Die „vereinfachte Ausgangsschrift“ war in meinen Augen schon ein Irrweg. Für mich ist es auch unfaßbar, wie wenige in Deutschland die Schrift der Großeltern lesen, geschweige denn schreiben können.

Meine Position ist hier: Abschaffung der Rechtschreibreform. Und an den Universitäten: Abschaffung von „Bachelor“ und „Master“, zurück zu „Magister“ und „Diplom“.

Das bringt mich nun abschließend zu Ansätzen, wie man den „Spiegel“ noch „retten“ könnte.

Hier meine Vorschläge (c) Dr. Hinner – bei Umsetzung bitte Tantieme bezahlen:

  • Neubesetzung der Führungspositionen. „Ein Journalist macht sich nicht mit einer Sache gemein, auch wenn es eine gute Sache ist“. Vor diesem Hintergrund: Mehr Neutralität, weniger Berichte aus der eigenen Lebenswelt und der eigenen Familie, professionellere fachlich ausgebildete Journalisten, also Mediziner, VWLer, Soziologen, Maschinenbauer, Ingenieure, Physiker, Philosophen etc. Korrespondenten aus USA nicht nur aus den Küsten, sondern auch aus Texas, Nebraska und Idaho. Ich habe fast alle US-Staaten bereisen können und wer nur New York und Los Angeles kennt, kennt nur die Alice in Wonderland „klein“ und nicht „groß“.
  • Abschaffung von „Spiegel TV“ – das war mir immer unklar, wo hier eigentlich das Ziel war. Bei vielem frage ich mich: Was ist eigentlich das Ziel. Ist beim „Spiegel“ das Ziel „Unterhaltung“ oder „Aufklärung“ oder beides und wo liegt der Schwerpunkt?
  • Senkung der Anzeigenpreise. Wenn man – wie deutlich geworden sein sollte durch meine komplette Analyse – kaum Anzeigen mehr verkaufen kann, müssen die Preise gesenkt werden. BWL, erstes Semester, Einführungsvorlestung, erste Stunde: „Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis“.
  • Senkung des Abonnement-Preises auf 3,50 Euro.
  • Bessere Illustrationen und Grafiken. Da war der Spiegel früher viel stärker, da muß nach meiner Einschätzung die Leitung der Illustrationen-Abteilung gewechselt haben.
  • einen Karikaturist, der aneckt und nicht „Allianz der von Trump angepissten“ irgendwie ausarbeitet, ich verstehe überhaupt nicht, wo hier eigentlich die Pointe sein soll (S. 18) – und von dieser Wortwahl wende ich mich auch ab. Der Spiegel sollte sich von Fäkalsprache fernhalten. Was soll denn eine Karikatur? Was ist – hier ist es wieder – das Ziel? Wir haben das damals im Deutsch-Unterricht sehr lange behandelt (ich merke erst jetzt, wie gut dieser Lehrer oder diese Lehrerin war) – heute gibt es ja nur noch DEI oder PC-Karikaturisten. Das war nie der Sinn der Sache.
  • Die Bilder sind generell zu reißerisch.
  • Mehr geschichtliche Zusammenhänge – und mehr Nachrichten aus dem Ausland. Ein fundierter aufklärerischer Artikel aus Frankreich sollte in jedem Heft Pflicht sein. Auch einer aus Polen. Auch einer aus USA, China und Indien. Ab und zu einer aus Japan – der Vorreiter einer „alternden“ Gesellschaft mit dem Hauptproblem „demographischer Wandel“ (in meinen Augen ist dies das Problem Nummer 1 für alle „westlichen“ Gesellschaften). Es muß ja nicht gleich wie im „Time“ Magazin sein, aber es fehlt in Deutschland meiner Meinung bei vielen der Blick über den Tellerrand.
  • Es muß eine ausrecherchierte politische Reportage zu einem „Skandal“ geben: Wie früher die „Seite 3“ in der „SZ“, das „Dossier“ in der Zeit oder eben beim „Spiegel“. Das fehlt inzwischen komplett.
  • Es fehlt auch die oft gescholtene „Spiegel-Schreibe“, die „Spiegel-Frozzelei“, das „Spöttische“. Ich weiß nicht, wie alt die Spiegel-Redakteure im Durchschnitt inzwischen sind, aber sie kommen mir zu jung, zu brav, zu angepaßt, zu „ich mache das, was ich machen soll“ vor. Ein richtiger Journalist hat in meinen Augen einen absolut chaotischen Schreibtisch mit Bergen von Papier, Büchern und Akten, ein Festnetztelefon und eine Fluppe im Mund. Und einen komplementären Kollegen gegenüber. Ich würde also das Rauchverbot im „Spiegel-Haus“ abschaffen. Äh, geht nicht? Dann einen Platz im „Halb-freien“ schaffen, wo gearbeitet und geraucht werden kann. Ich bin selbst kein Raucher, würde ich als ernstzunehmender Journalist arbeiten, wäre ich einer.
  • Die Rubrik „Personalien“ sollte gekürzt werden oder etwas weiter weg von „Celebrity-News“ sein. Ich wette um eine Maß Augustiner, Ellen DeGeneres ist in einem Jahr wieder in US [S. 118].
  • Es fehlt eine Buchbesprechung, es muß ein Buch wirklich von vorne bis hinten gelesen worden sein und kompetent besprochen werden. Mir fällt immer mehr auf: Zu viele lesen Bücher nur „quer“. Was soll das? Auch die ganzen „Schnelleser“. Manchmal dauert es eben, eine Rezension zu verfassen. Das kann man auch nicht in einem Zug tun bei längeren Büchern. Man muß das dann in mehreren Etappen angehen. Das dauert. Aber Top-Qualität erfordert Top-Einbettung in die Sache.

Zum Abschluß noch das, was ich so belassen würde:

  • das Format
  • daß der Tag der Herausgabe auf den Freitag verlegt wurde (Montag ist mit dem Zustand der Deutschen Post aktuell auch gar nicht mehr möglich)
  • Die Schriftart mit Serifen – ich erlebe bei Schülern immer wieder, daß sie das „große i“ als „l“ aussprechen oder die Ziffer „1“ als „i“. Furchtbar. In Schulbüchern haben serifenlose Schriften meiner Meinung nach absolut nichts zu suchen. Aber auch hier bin ich: Allein auf weiter Flur – seit etwa 30 Jahren.
  • Der dreispaltige Aufbau, die Überschriften, die Titelüberschriften, die Nennung der Autoren.
  • Die Rubrik „Nachrufe“

Ganz großartig ist in dieser Ausgabe übrigens das Interview mit Boris Becker. Wenn das alles so stimmt, wie er es sagt, drängt sich eigentlich gleich der nächste Artikel auf: Stimmt es, daß der Insolvenzverwalter eine Million Pfund erhalten hat? [Seite 90]. Wäre das in Deutschland cp auch ähnlich? Wie wird es in anderen Ländern gehandhabt? Es ist ja ganz offensichtlich, daß das so nicht bleiben kann.

Ich freue mich, falls Sie bis hier gelesen habe, um eine Spende für diesen Artikel (siehe mein „Substack“).

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