Der Titel: „Puh, Patchwork“ mit dem Untertitel „Wie Familie trotz Trennung gelingen kann“

Hausmitteilung, S. 3: Titel, Jens Spahn, Tod der Familie Böcek, Johann Lafer

Inhalt, S.4 und 5: Wieder nichts zu Frankreich.

S. 6, Leitartikel: „Die härteste Prüfung“, Untertitel: „Friedrich Merz hat es so schwer wie kaum ein Kanzler vor ihm. Er muss Europas Sicherheit verteidigen.“

Äh, naja, „kaum ein Kanzler vor ihm“? Etwas geschichtslos. Und wenn ich „Kyjiw“ lese, ist mir schon klar, in welche Richtung der Artikel geht. Mir ist bei derartigen Artikeln nie klar, wie weit das geschichtliche Wissen in die Vergangenheit geht.

Titel ab S. 8. Es kommt das DJI zu Wort, um das es in den letzten Jahren sehr ruhig geworden ist. Im Oktober wurde die bisherige Direktorin, „eine Pädagogin und Familienpsychologin“, pensioniert. Ich bin erwartungsvoll, ob es wieder eine Entwicklung hin zur soziologischen und quantitativen Forschung geben wird.

Zuzustimmen ist dem Artikel, daß „Patchwork“-Familien nichts neues sind. Aber sie sind ein Massenphänomen geworden. Etwas zu wenig betont wird in meinen Augen, daß die Kinder sich die Normalität wünschen. S. 13, „diese Unterhaltung“, eine damals fünfjährige mußte „sofort weinen“, als ihr die Eltern mitteilten, daß „sie sich trennen würden“.

Wie mir eine Soziologie-Gastprofessorin einmal sagte: „Dr K., nobody ever wants to get divorced“.

Die Zielsetzung des Artikels ist mir nicht klar geworden.

Es gibt noch ein Interview mit einer Historikerin, „Männer brauchen Ersatz“, da denke ich mir immer, Familienbild hin oder her, die ökonomischen Grundlagen einer Familie müssen auch irgendwie bewältigt werden. Diese Abarbeitung an den Männern ist etwas hinderlich und tröstlich ist, daß bei 0,7 Kindern pro Frau (so meine Schätzung inzwischen mit Hinner-Korrekturfaktor) in .de wird es nicht mehr lange dauern, bis wirklich jedem klar wurde, welche kapitalen Fehler seit 50 Jahren begangen worden sind und nach wie vor nicht Allgemeingut sind.

S. 16, „Frau sucht Rolle“, würde man eher bei einer Frauenzeitschrift erwarten. Aber gut, ein gewisses Unterhaltungsmoment ist beim „Spiegel“ inzwischen üblich.

Dann eine ganze Seite Werbung von SAP, „Die neue EU AI Cloud“. Nicht schlecht, denkt man sich, aber 10 Jahre zu spät. Und wenn Steuermilliarden weiter in „Office 365“ gepumpt werden, sollte man vielleicht einmal klein beim Bundestag anfangen. Es ist offenbar nur Information, denn es wird nicht klar, wo man als Interessent jetzt die „EU AI Cloud“ bestellen kann.

S. 18, „Politische Bühne“, „Deutsche Regierungszentralen waren immer wieder Ort von Verhandlungen“. Ehrlich gesagt war dies der Beitrag, an dem meine Meinung zu dieser Ausgabe endgültig gekippt ist. Gibt es denn keinen Historiker, der sagt „haltet ein“? Ein weiteres Beispiel der Entfernung von der Realität.

Gleich daneben „Demokratiecheck“, es wird geschlußfolgert „Die Demokratie wehrt sich“, wenn offenbar ein Gericht „Strafbefehle gegen fünf Männer und eine Frau erlassen“ hat, weil sie den damaligen Wirtschaftsminister R.H. „daran gehindert haben, eine Fähre in Schlüttsiel zu verlassen“. Hier wurde mir nicht ganz klar, warum sich da die Demokratie gewehrt hat? Oder ob das ironisch zu verstehen sei?

Dann, immerhin, ein Lichtblick, nämlich der Hinweis darauf, daß „Mehr Geld für Fraktionen“ ausgegeben wird, 137,8 Mio. € im Jahr 2025, nächstes Jahr sind offenbar 141,6 Mio. € geplant. Wie ich es immer vorhergesagt habe – und ich war mehr oder weniger ganz alleine, „Schuldenbremse hat Verfassungsrang“ und was ich mir alles immer wieder – und immer noch – anhören mußte. Das mag ja alles sein. Aber die Realität ist in meinen Augen eher auf meiner Seite.

Wieder eine Frage zur Realität, das Verhältnis zu China, „Berlin kritisiert Chinas doppeltes Spiel“, das sage ich auch seit über 20 Jahren, Deutschland hat keine Rohstoffe, es sollte alles wieder aus dem Müll herausgeholt werden, was herauszuholen ist, statt dessen wurde ja jahrelang Plastikmüll nach China exportiert. „Dual Use“, „seltene Erden“, die Realität ist hart, sehr hart und zu vielen ist noch nicht klar, wie kurz der Hebel ist. Soweit ich weiß bezahlt Deutschland nach wie vor „Entwicklungshilfe“ an China. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn man diesen Artikel liest, wo eigentlich der „Hebel“ ist, den Deutschland haben soll? Ähnlich der „One Love“-Binde? Darüber ist es etwas ruhig geworden.

S. 20, „Die Chanukkia“, eine Verkürzung und eine etwas seltsame Wortwahl: „Bondi Beach durch einen antisemitischen Anschlag 15 Menschen starben“. Ich würde sogar soweit gehen: Sie wurden ermordet. Mir ist bei derartigen Artikeln immer nicht ganz klar, wie weit die Medienkompetenz geht, bei „Zerohedge“ sah man aus mehreren Winkeln die entsprechenden Filme.

Daneben „Abstoßender Opportunismus“, das regelmäßige „Trump Bashing“. Es ist – keine Frage – außerhalb jeden Niveaus, „de mortuis nihil nisi bene“, es fehlt aber in dem Artikel, was Rob Reiner über Donald Trump geäußert hatte – und – nach allem, was man weiß – spielte die Drogenabhängigkeit des mutmaßlichen Mörders eine Rolle und jeder, wirklich jeder, der sich etwas näher mit Donald Trump auseinandergesetzt hat, müßte das Video kennen, in dem er einem betroffenen Vater verspricht, etwas gegen die vielen Drogentoten in den USA zu unternehmen. Dies wird in dem Artikel nicht erwähnt, gehörte aber in meinen Augen dazu.

Nach mehreren kleineren Artikeln ab S. 24 „Der saubere Herr Spahn“, S. 24 bis 31. Hier war sich die Redaktion wohl nicht ganz einig, wie er positioniert werden sollte, das wäre ein besserer Haupt-Titel geworden. Aber es wirkt nach, was der „Spiegel“ die letzten vier Jahre versäumt hat – und das macht es nun auch nicht besser. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß die gesamte Führungsebene in der deutschen Journaille, die bei „Corona“ in irgendeiner Form apologetisch gehandelt hat, abtreten sollte, damit eine Aufarbeitung überhaupt gelingen kann. Mir geht es zentral um die Behandlung der Kinder in der „Corona-Zeit“. Die Erwachsenen sind frei. Aber einem Kind eine „Maske“ aufzuzwingen oder ihm einzureden „Du gefährdet Deine Großeltern“ oder nicht ganz klar zu sagen, wie es um die Impfung stand – das steht auf einem anderen Blatt. In den USA ist man hier schon viel weiter. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch der „Spiegel“ sich hier der Realität beugen wird und jeder Monat, der versäumt wird, ist einer zuviel.

S.32, die Grafik mit der Politikerbeliebtheit, gut in der Aufmachung und der Form, ein „Klassiker“.

S.34, „Versteh einer den Merz“, ich verstehe den Artikel nicht. Anbiederung? Oder soll auch dem letzten klar werden, daß er kein „Aktenfresser“ ist? Das Heft wäre besser ohne diesen Artikel.

S. 36, „Von wegen brav und bieder“, in meinen Augen AfD-Bashing. Demokratie ist in meinen Augen, auch den Andersdenkenden zu Wort kommen zu lassen. Das ist Meinungsfreiheit. Das ist ein Teil des Kerns der Demokratie. Das muß eine Demokratie aushalten können. Wie war das noch einmal mit dem „Alters-Vorsitz“ im Bundestag? ad-hoc-Regeln haben ein „Gschmäckle“ und ex-post-pseudo-Legitimierung macht es nicht besser.

„Gottlos in Bayern“, der Artikel ab S. 38 über ein großes Kruzifix in einer Eingangshalle, ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Es sollte in einem laizistischen Staat klar sein, daß die Diskussion berechtigt ist. Der Artikel sticht heraus, er ist gut in meinen Augen und lesenswert.

Ebenso der nächste Artikel, „Nur 150 Meter bis zum Gift“, salziges Abwasser, das in einen stillgelegten Stollen in Thüringen gepumpt werden soll. Wer bis „Asse“ zählen kann, und viel Phantasie hat, fragt sich, wie dies alles geplant werden konnte. Mehr schreibe ich hier explizit nicht. Das hat fast die Klasse des „alten“ Spiegel.

S. 42, […]

S. 44, „Kommissar Tesla“, „Im Wächtermodus filmen Teslas dauerhaft ihre Umgebung“. Ich frage mich immer noch, ob die S-Klasse jetzt auch schon einen Wächter-Modus hat. Wie Rupert St. damals sagte „Das hätte ich von euch erwartet“. Ein guter Artikel.

S. 46, „Aufstand des Publikums“, über einen Medienwissenschaftler, der mehr als ein Jahr lang die Arbeit des SPIEGEL beobachtete und kritisierte. Dazu kann ich wenig beitragen. Mir ist nicht klar, warum als Lösung vorgeschlagen wird, die Redaktion solle mit den Lesern irgendwie diskutieren oder sich beteiligen. Das sollen die Leser untereinander tun in meinen Augen, aber offenbar wurde die Kommentarfunktion bei „spiegel.de“ vor zwei Jahren stark beschränkt. Der Autor verwendet die Phrase „Noch einmal“, die bei mir ähnliche Reflexe wie „Kyjiw“ oder „Klimaretter“ auslöst. Offenbar hat der Autor aber dafür gesorgt, daß man gegen „Friday for Future“ nicht mehr im SPIEGEL anschrieb. Tja, im Nachhinein, nachdem Greta T. gezeigt hat, was ihre Hintergründe sind, wäre es vielleicht besser gewesen, der Medienwissenschaftler hätte hier „tacuisses“. Man muß sich immer sehr gut überlegen, vor welchen Karren man sich spannen läßt. Lustig ist, daß er selbst von „Verschwörungsmythen“ spricht (S. 48). Die Aussage zur Bedeutung von „Kritik“ bei Kant, „eigentlich ein anderes Wort für das Durchschaubarmachen der Verhältnisse“, kann ich nicht nachvollziehen. Zuzustimmen ist ihm dagegen, daß der Anzeigenmarkt für die Printmedien weggebrochen ist, zwar nicht „einst die zentrale Finanzquelle“, aber immerhin. Hier stehen Lösungen noch aus.

Das Interview mit John Bolton, ehemaliger Sicherheitsberater von „The Donald“ ab Seite 50 ist bemerkenswert. Denn hier stellt sich der SPIEGEL gegen die ZEIT, deren Einschätzung war bekanntlich:

Mit John Bolton verlässt einer der rücksichtslosesten Kriegstreiber die US-Regierung. Für die internationale Diplomatie ist das eine gute Nachricht.

Siehe: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-09/john-bolton-entlassung-donald-trump-afghanistan-iran-nordkorea

Also wieder eher die Kategorie „Trump Bashing“. Kaum zu glauben ist, daß in Interview einfach stehenbleiben kann „Falls Trump wiedergewählt wird, dann wird das eine Präsidentschaft der Rache“. Äh, das hat Donald Trump meines Wissens nach genauso angekündigt, daher ja die Verwendung von „Lawfare“.

„Unter Fremden“, ab S. 56, ein Artikel über Dänemark, „Hunderte grönländische Kinder sind ihren Eltern weggenommen worden, weil ein umstrittener Kompetenztest besagte, sie seien nicht geeignet, gute Mütter oder Väter zu sein.“. Absolut erschütternd. Wenn das zutrifft, was in dem Artikel steht, wäre es in meinen Augen ein Fall für den Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte. Man denkt, das ist Jahrzehnte her, aber es war wohl noch vor einem Jahr! Ich war fassungslos bei dem Artikel und ich verstehe nicht, daß offenbar in Dänemark in der Jura-Ausbildung nicht über die „Aboriginals“ in Australien berichtet wird und die damalige Einschätzung. Unfaßbar! Ein Artikel, der mehr Aufmerksamkeit verdient! Man fragt sich auch, gibt es hier keine bürokratische Stelle der EU?

Auf S. 61, „Ausland“, ein Artikel „Eine Warnung für Europa“ – zum Anschlag am Bondi Beach – und gleich daneben ein Interview über den Wiederaufbau von Gaza.

Dann aber der Artikel, warum ich überhaupt diesen ganzen Beitrag hier geschrieben habe:

Ab S. 62 bis 67 ein Artikel „Ihre letzte Reise“, Rubrik „Reporter“, über die „Rekonstruktion einer Katastrophe“, der Istanbul-Urlaub der Familie Böcek.

Der Artikel ist sehr schwer zu ertragen. Absolut furchtbar. Die Autorin schildert aber trotzdem sachlich, was man bisher weiß. Sie verzichtet auf ihre Meinung. Sie schreibt, was war. Beim zweiten Durchlesen merke ich, es gibt doch einen Absatz zu den Zimmernummern, 202 und 101. Den hatte ich beim ersten Mal glatt überlesen. Das heißt, die Familie hatte offenbar keine Chance, evtl. hätte sie eine Chance gehabt – denkt man sich als Leser – wenn sie nicht mehr in das Zimmer zurückgekehrt wäre, sondern in dem ersten Krankenhaus über Nacht „zur Beobachtung“ dabehalten worden wäre. Gegen eine Lebensmittelvergiftung aller spricht ja eigentlich, daß auch die dreijährige Tochter stark betroffen war. Wenn alle so stark betroffen gewesen sind, müßte, so denkt man, z.B. ein Muschelgericht ausscheiden. Und außerdem, das schildert der Artikel ja auch, es gab schon entsprechende Fälle mit diesem Wirkstoff der Schädlingsbekämpfung bereits in der Vergangenheit (die gingen an mir aber alle vorbei).

Bei diesem Artikel wird deutlich, daß doch noch eine gewisse investigative Kraft beim „Spiegel“ glimmt.

Mein Vorschlag wäre, diesen Artikel auszuzeichnen mit einem geeigneten Journalistenpreis.

Auch wenn ich ihn ehrlich gesagt nie wieder lesen möchte.

Danach kann man nicht mehr zur Tagesordnung übergehen. Es kommt ein Artikel „Ein Haus in Montevideo“, über Thomas Gottschalk – den ich immer top finden werde, nicht wegen seiner Fernsehzeit (ich habe kaum etwas von ihm gesehen), sondern wegen seiner Radio-Zeit und „Pop nach 8“ und die „BR Radio Show“, mit Mr. Jauch. Sternstunden, was sage ich, Galaxisstunden des Radios. Als alter Fan von David Letterman finde ich den Artikel gut, die Erwähnung von Casey Kasem hätte ihm noch besser getan.

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